Der mit Stift und Stahl tanzt
Tanz und Bewegung ziehen sich in diesem Jahr wie ein roter Faden durch das Festival Schloss Kapfenburg. Ein Thema, das den Gmünder Bildhauer Eckhart Dietz seit langem beschäftigt. Hat er die Facetten des Tanzes bislang in Zeichnung und Metall festgehalten, kommt auf der am Samstag eröffneten Ausstellung die Fotografie hinzu.
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Nicht von ungefähr empfängt die Besucherinnen und Besucher ein von einem Schleier durchzogenes Akttriptychon. Dietz spielt darin ironisierend auf die biblische Tänzerin Salomé an, mit deren nacktem Bild er in jungen Jahren im pietistischen Pfarrhaus der Familie schockte.
Seine fotografierte Salomé allerdings ist ungebogen und ungebeugt. Heute geht es dem knapp Siebzigjährigen weniger um den Schock als um das Studium der Bewegung. Wie verändert sich der Ausdruck einer Figur durch die Bewegung, durch die Veränderung von Arm- und Beinhaltungen, durch die Stellung im Raum. Und wie wirken Raum und Figur im Tanz zusammen.
Eckart Dietz zwischen zwei Polen seines aktuellen Schaffens: der Grafik einer rhythmisierten Form und einer gegenständlichen Plastik. (Foto: Gai)
Ganz offensichtlich geht es Dietz auch in seinen zum Teil verfremdeten und verzerrten Aufnahmen nicht um das für sich stehende Fotokunstwerk, sondern um die Semantik einer Körpersprache, deren Inhalte sich durch Bewegung verändern. Insofern eignet dieser Ausstellung, die in allen Räumen Zeichnung, Fotografie und Plastik kombiniert, ein deutlicher Laborcharakter. Wer nach der Ästhetik der vollendeten Form sucht, wird daher vor allem bei den Plastiken fündig, von denen einige wahrlich "In Schönheit gebogen" sind.
In der Ausstellung auf Schloss Kapfenburg setzen heute Abend ab 20 Uhr drei Tänzerinnen der Gmünder Sabine Widmann Studios Dietz' "Expressive Studien" in Choreografie um.
Quelle: Gmünder Tagespost 22.7.2003 - www.gmuender-tagespost.de