FESTIVAL SCHLOSS KAPFENBURG / Eckhart Dietz zeigt seine vielfältigen Studien zum Thema "Tanz-Bewegung"

Der mit Stift und Stahl tanzt

Tanz und Bewegung ziehen sich in diesem Jahr wie ein roter Faden durch das Festival Schloss Kapfenburg. Ein Thema, das den Gmünder Bildhauer Eckhart Dietz seit langem beschäftigt. Hat er die Facetten des Tanzes bislang in Zeichnung und Metall festgehalten, kommt auf der am Samstag eröffneten Ausstellung die Fotografie hinzu.


Wolfgang Nußbaumer
VON WOLFGANG NUSSBAUMER

Nicht von ungefähr empfängt die Besucherinnen und Besucher ein von einem Schleier durchzogenes Akttriptychon. Dietz spielt darin ironisierend auf die biblische Tänzerin Salomé an, mit deren nacktem Bild er in jungen Jahren im pietistischen Pfarrhaus der Familie schockte.

Seine fotografierte Salomé allerdings ist ungebogen und ungebeugt. Heute geht es dem knapp Siebzigjährigen weniger um den Schock als um das Studium der Bewegung. Wie verändert sich der Ausdruck einer Figur durch die Bewegung, durch die Veränderung von Arm- und Beinhaltungen, durch die Stellung im Raum. Und wie wirken Raum und Figur im Tanz zusammen.

Eckart Dietz zwischen zwei Polen seines aktuellen Schaffens: der Grafik einer rhythmisierten Form und einer gegenständlichen Plastik. (Foto: Gai)

Von Freunden in eine Disco verführt, erlag er nahezu unmittelbar dem dort gesehenen Vokabular der tänzerischen und rhythmischen Bewegungen, wie er den Vernissagegästen verriet. Um damit auf dem Papier Schritt halten zu können, musste er allerdings seinen Zeichenstil ändern. Schnelligkeit wurde Trumpf. Das rasche Erfassen des Wesentlichen. In Aluminium und Edelstahl hat Dietz die Studien umgesetzt. Zum Teil in ausgeprägter Körperlichkeit, zum Teil auf den reinen Gestus der Bewegung reduziert, mit dem dennoch sofort eine tanzende Figur assoziiert.

Ganz offensichtlich geht es Dietz auch in seinen zum Teil verfremdeten und verzerrten Aufnahmen nicht um das für sich stehende Fotokunstwerk, sondern um die Semantik einer Körpersprache, deren Inhalte sich durch Bewegung verändern. Insofern eignet dieser Ausstellung, die in allen Räumen Zeichnung, Fotografie und Plastik kombiniert, ein deutlicher Laborcharakter. Wer nach der Ästhetik der vollendeten Form sucht, wird daher vor allem bei den Plastiken fündig, von denen einige wahrlich "In Schönheit gebogen" sind.

In der Ausstellung auf Schloss Kapfenburg setzen heute Abend ab 20 Uhr drei Tänzerinnen der Gmünder Sabine Widmann Studios Dietz' "Expressive Studien" in Choreografie um.

Quelle: Gmünder Tagespost 22.7.2003 - www.gmuender-tagespost.de

Website von Eckhart Dietz