Der modellierte Tanz

Der Gmünder Bildhauer Eckhart Dietz vollendet heute sein 75. Lebensjahr

Greisenalter – das war einmal. Allerdings nur als Assoziation: Als er 70 geworden sei, da habe er sich schon ein wenig erschrocken, angesichts dessen, was für ihn damit so alles verknüpft sei. Darauf jedoch blickt Eckhart Dietz spürbar gelassen zurück. Denn das Klischee vom verklingenden Dasein hat er längst weggepackt; nun findet er "toll", was die Lebensphase, in der er jetzt steht, ihm ermöglicht. Heute feiert der Schwäbisch Gmünder Bildhauer seinen 75. Geburtstag.


VON PETER A. ZDANSKY

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Die menschliche Figur als Künstlerlebens-Gefährtin: Der Bildhauer Eckhart Dietz wird heute 75. (Foto: paz)

Wer Dietz gratulieren möchte und dies zu tun gedenkt in einer aus Anlass des Festtages ausgerichteten Vernissage, der wird speziell in einem solchen Rahmen keine Gelegenheit dazu haben: Zum 70. sei seine Kunst ja gleich an mehreren Stätten gezeigt worden - da habe er diesmal bewusst auf eine Ausstellung in Gmünd verzichtet. (Bis gestern war eine Dietz-Schau in der Stuttgarter Galerie Henn zu sehen.)

Dennoch: In Gmünd wird man auf das Ereignis anstoßen, keine Frage. Zum Beispiel dort, wo schier unzählige Male ein echter Dietz seine endgültige Gestalt erhalten hat: in den Gießereien Gatter und MWK, im Kreise der Kollegen, die dem Künstler zur Hand gehen, wenn dieser eigenhändig am Werk ist. Wenn er selber Metall gießt - und damit Kunst aus einem Guss schafft. Denn das Delegieren künstlerischer Prozessstufen käme für Dietz einem Sich-Entfernen von der eigenen Arbeit gleich.

Sie hat ihren Anfang genommen vor einem halben Jahrhundert. Das seitherige künstlerische Tun mit all seinen Schattierungen jetzt als eine Art Vorarbeit zu betrachten und zu "bündeln" und dabei zu erleben, was nun an Leistung möglich sei - das sei für ihn Chance und Herausforderung zugleich: Wenn dies einhergehe mit einer Qualitätssteigerung, dann nämlich erfahre das Lebenswerk als Gesamtheit eine Aufwertung. Also das Begonnene "zu einem Ende führen". Was erklärt, dass Dietz bei aller Aufgeschlossenheit gegenüber Innovation nicht zu jenen Künstlern zählt, für die das Nagelneue stets das Nonplusultra ist.

Seine große Passion hat er längst entdeckt: den Metallguss. Eine theoretische Auseinandersetzung mit bildender Kunst pflegt der Bildhauer meist aber nicht mit Bildhauerei, sondern mit Malerei. Als er Giorgio Morandi erwähnt, dessen differenzierte und raffinierte gemalte Plastizität, gerät der Plastiker ins Schwärmen.

Durch ihn wiederum nehmen nicht etwa starre Objekte Gestalt in Metall an: In vordergründig bewegungsfreiem Material Bewegung zu zeigen, ist ein Wesenszug des Schaffens von Eckhart Dietz – der Name ist ja schon ein Synonym für modellierten Tanz. Wenn der Künstler über seine Rückkehr zur figürlichen Arbeit spricht, dann nennt er hierbei auch seine Mitwirkenden: seine "kreativen Modelle". An ihnen allmählich das Besondere entdecken, das Feinspezifische bestimmter Bewegungen – darin liege für ihn der Reiz solcher Beziehungen.

Und was sagt Dietz ganz allgemein über Dietz? Er habe nicht eine klassische Karriere gemacht und sei nicht das, was man eine Berühmtheit nennt. Was ist der 75-Jährige dann? "Ganz glücklich."

Quelle: Gmünder Tagespost 31.10.2008 - www.gmuender-tagespost.de

Website von Eckhart Dietz